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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 214

1861 - Stuttgart : Hallberger
214 langen Zeit nur fünfzig Mal Früchte trage, und jedes Mal in ihren weitverbreiteten Aesten und Zweigen nur 500 Eicheln, so liefert sie doch 25,000, wovon jede die Anlage hat, wieder ein solcher Baum zu werden. Gesetzt, daß dieses geschehe, und es geschehe dann bei jeder von dieser wieder, so hätte sich die einzige Eiche in der zweiten Abstammung schon zu einem Walde von 625 Millionen Bäumen vermehrt. Wie viel aber eine Million oder 1000 mal 1000 sei, glaubt man zu wissen, und doch erkennt es nicht Jeder. Denn wenn ihr ein ganzes Jahr lang, vom 1. Januar bis 31. Dezember, alle Tage 1000 Striche an eine große Wand schreibet, so habt ihr am Ende des Jahres noch keine Million, sondern erst 365,000 Striche, und das zweite Jahr noch keine Million, sondern erst 730,000 Striche, und erst am 26. September des dritten Jahres würdet ihr zu Ende kommen. Aber unser Eichenwald hätte 625 solcher Millionen, und so wäre es bei jeder andern Art von Pflan- zen nach Proportion (d. h. nach Verhältniß) in noch viel kürzerer Zeit, ohne an die zahlreiche Vermehrung durch Augen, Wurzel- sprossen und Knollen zu gedenken. Wenn man sich also einmal über diese große Kraft in der Natur gewundert hat, so hat man sich über den großen Reichthum an Pflanzen aller Art nicht mehr zu wundern. Obgleich viele tausend Körner und Körnlein alle Jahre von Men- schen und Thieren verbraucht werden, viele tausend im Boden er- sticken oder im Aufkeimen durch ungünstige Witterung und andere Zufälle wieder zu Grunde gehen, so bleibt doch, Jahr aus Jahr- ein ein erfreulicher und unzerstörbarer Ueberfluß vorhanden. Auf der ganzen weiten Erde fehlt es nirgends an Gesäme, überall nur an Platz und Raum. Wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ab- löst, unter ihr zur Erde fiele, liegen bliebe und alle aus einander lägen, so könnte keiner gedeihen; und wo vorher keine Pflanze war, käme auch keine hin. Das hat die Natur vor und bedacht und nicht auf unsern guten Rath gewartet, denn einige Körner, wenn sie reif sind, fliegen selbst durch eine verborgene Kraft weit aus- einander, die meisten sind klein und leicht und werden durch jede Bewegung der Lust davon getragen;- manche sind noch mit kleinen Federchen besetzt, wie z. B. der Löwenzahn, dessen Samen die Kin- v der zum Vergnügen auseinander blasen und so der Natur auch einen kleinen Dienst thun, ohne es zu wissen; andere gehen in zarte, breite Flügel aus, wie die Samenkörner von Nadelholzbäumen. Wenn die Sturmwinde wehen, wenn die Wirbelwinde, die im Sommer vor den Gewittern hergehen, Alles von der Erde aufwühlen und in die Höhe führen; dann säet die Natur aus und ist mit Wohlthun beschäftigt, während wir uns fürchten oder über sie klagen und zürnen; dann fliegen, schwimmen und wogen eine Menge von un-

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 313

1861 - Stuttgart : Hallberger
313 Merkwürdig ist das Klima und die Witterungsbeschaf- fenheit dieser Halbinsel. Vom Mai bis zum Oktober fällt hier beinahe niemals Regen, und der Himmel ist stets heiter und wolken- leer. Die Hitze steigt in dieser Zeit auf einen so hohen Grad, daß alle Gewächse verdorren. Das Laub hängt welk und traurig an den Bäumen, und man sieht nirgends mehr einen grünen Gras- halm. Es ist nicht möglich, in dieser Hitze zu arbeiten, und darum wird es auch erst gegen Abend, wenn die Hitze nachläßt, lebhafter auf den Straßen, wogegen man die heiße Tageszeit verschläft. — Der Winter dagegen besteht in einem beständigen Regenwetter, und selten fällt ein Flöckchen Schnee, das jedenfalls sogleich wieder schmilzt. Während dieser Regenzeit kommen aber auch schon die Frühlingspflanzen zum Vorschein, und im Februar und März hat man schon frische Gemüse und das Korn schießt in Aehren. Wäh- rend der Regenzeit wird es oft ziemlich kühl, wobei es sehr unan- genehm auffällt, daß man fast nirgends einen Ofen findet, sondern sich blos durch Kleider gegen Frost schützen kann. Madrid (220) ist die Haupt- und Residenzstadt Spaniens. Portugal mit 4 Mill. Ew. ist so groß als die Königreiche Bayern und Württemberg zusammen. Die Hauptstadt ist Lissabon, eine Stadt, die aus 50,000 Häusern und 300 Kirchen besteht (300). Die Umgegend ist durch 7000 prächtige Landhäuser verschönert, worin zur Sommerszeit die vornehmsten Familien der Stadt woh- nen. Im Jahr 1755 wurde ein großer Theil der Stadt durch ein furchtbares Erdbeben zerstört, ist aber jetzt um so schöner und regel- mäßiger wieder aufgebaut. Frankreich. 10,000 Q.m. mit 36 Mill. Ew. Frankreich ist ein reichgesegnetes Land, das im Norden alle Produkte Deutschlands, im Süden aber noch feinere Früchte: Po- meranzen, Citronen, Mandeln," Feigen, Oliven, Kastanien und feine Weine erzeugt. In den Fabriken herrscht große Thätigkeit, und die schönen, seidenen Tücher, Silberstoffe, Baumwollenzenge, Galanterie- und Modewaaren, welche man in Frankreich verfertigt, werden den englischen vielfach vorgezogen. Die Franzosen sind ein lebhaftes, kriegslustiges Volk, das jeden Augenblick bereit ist, Gut und Blut für die Ehre und den Ruhm feines Vaterlandes zu opfern. Ein stets zum Kampf bereites Heer, eine Flotte, dieser englischen wenigstens gleichkommt, verbunden mit einer bedeutenden innern Kraft und einer großen Opferwilligkeit des Volkes, haben Frankreich den bedeutendsten Einfluß aus die übrigen Staaten Europa's erworben.

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 319

1861 - Stuttgart : Hallberger
319 nungen, welche ganz mit den älteren übereinstimmen, dass der Grund dieses Meeres beständig höher steigt und dessen Wasser- masse sich in demselben Verhältniss vermindert; auch iverden die sich in die Ostsee er giessenden Ströme immer seichter, die an derselben liegenden Höfen versanden mehr und mehr und werden demnach allmählig für die Schiffahrt unbrauchbar. Den Angaben mehrerer Naturforscher zufolge ereignen sich gleiche Erscheinungen am häufigsten in den dem Nordpol am nächsten gelegenen Gegenden. Als Beweis kann man anführen, dass vor 1500 Jahren Skandinavien noch eine lnset war. dass damals Finnland noch unter Wasser stand, und so die Ostsee mit dem weissen Meere und mit dem Eismeer un- mittelbar zusammenhing. (R. nach dem Pf.-M.) Schweden und Norwegen. Beide Länder sind hinsichtlich ihrer Bevölkerung Bayern gleich, sind aber zehn Mal größer als dieses. Sie bilden eine ungeheuer lange Felsenmasse, mit einem von Süden nach Norden lausenden Gebirgsrücken, den man das Kiölxn- oder Tschölengebirg nennt. Das Land hat viele Seen und Flüsse, welch letzteren hier Elsen genannt werden, wie z. B. Göthaels, Dal elf, Umea- elf u. s. w. Die Landesprodukte bestehen hauptsächlich in Fischen, Holz und gutem Eisen und Kupfer. In einzelnen Gegenden hält man Rind- vieh, im Norden aber nur Rennthiere. In den Wäldern giebt es Elennthiere, Bären, Wölfe, Hirsche, Eber und wildes Geflügel. Der Winter dauert in diesen Gegenden 8 bis 9 Monate lang, woraus, ohne Frühling, ein sehr heißer Sommer folgt, und dieser bringt während eines Zeitraums von 3 Monaten alle Früchte zur Reise. Inl Norden, wo der längste Tag. 2 bis 3 Monate dauert, ist im Sommer die Sonne immer sichtbar, in der Mitte des Win- ters giebt es dagegen nur Nachmittags eine schwache Dämmerung. Stockholm (90), die Residenz- und Hauptstadt am Mälarsee, hat schöne Häuser und Straßen, die der gutgelegenen Stadt ein herrliches Ansehen geben. Vor dem Hafen liegen gegen 5000 Fel- seninseln, die zur Befestigung der Stadt benützt sind. Christiania ist die Hauptstadt und der Sitz des Statthalters von Norwegen. Die Kälte am bothnischen Meerbusen. Die Stadt Tornea, érzahlt ein französischer Reisender, bot bei unserer Ankunft am 30. Dezember einen höchst schauerlichen An- blick dar. Ihre kleinen Häuser waren bis an die Dächer in Schnee

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 13

1860 - Stuttgart : Hallberger
mit Bestimmtheit bekannt. Mit ziemliches Gewissheit setzt man es aber nach dem Morgenlande, nach Asien, in die Gegenden zwischen dem schwarzen Meer und dem kaspischen. In den Wäldern von Mingrelien und Imeretieri (am Kaukasus) bildet die Weinrebe die. Königin der Bäume. Ihr Stamm, erreicht dort die Dicke von drei bis sechs Fuss und steigt bis zum Gipfel der höchsten Bäume hinan, dieselben ganz umschlingend und ver- bindend. Und dennoch findet in diesen Gegenden kein eigent- licher Weinbau statt, der Ueberstuss an guten Trauben ist aber so gross, dass selbst der arme Landmann nicht alle Trauben erntet, welche sich in seinem Bereich finden, sondern sie dem Winter überlässt, und öfters noch kurz vor Ostern die Trauben des vorigen Jahres vom Baume schlägt. Wohl möchte man darum glauben, dass eine Pflanze dort zu Hause ist, wo sie ohne Hinzuthun der pflanzenden Hand des Menschen die schön- sten und schmackhaftesten Früchte liefert. Auch in Palästina gedeiht der Weinstock vortrefflich, und was die heilige Schrift von den grossen Trauben Kanaans er- zählt (4 Mos. 13, 24.), das bestätigen auch neuere Reisende. So schreibt z. B. Missionär Schultz vom Fusse des Libanon: „Wir genossen das Abendes^pp unjtpr eipem grossen Weinstock, dessen Stamm ungefähr «ftflirrn btt/ Fuss im Durchmc^ßer^atte. Er bedeckte mit seinen Reben eine Hütte, mehr als funfzig-fusa breit und ebenso lang. Hiebei erinnerte ich mich des Spruchs: Ein Jeglicher wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen ohne Scheu (Mich. 4, 4.). Die Trauben an diesen Wein- stöcken sind so gross, dass sie zehn bis zwölf Pfund wiegen, und ihre Beeren haben die Grösse unserer kleinen Pflaumen. Man^schneidet eine solche Traube ab, legt sie auf ein Brett von •Biterthalb-Elfen breit und drei Esten lang, setzt sich um die Traube herum, und Jeder isst davon, so viel er will. Hie und da finden sich Trauben, die bis zwanzig Pfund wiegen, an deren einer nothwendig ihrer Zwei miteinander tragen müssen, wenn sie unverletzt fortgebracht werden soll. “ Jetzt ist der Weinstock über einen grossen Theil der Erde verbreitet, wo nur die für das Reifen seiner Früchte und seines Holzes nothwendige Sommer- und Herbstwärme gefunden wird. In den heissesten Ländern gedeiht er nicht, weil es ihm dort an der gleichfalls nöthigen Winterkälte fehlt. Besonders grosse

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 42

1860 - Stuttgart : Hallberger
42 man wenige, vielleicht keine Blumen, weil alle der Sonne zugewendet sind; von der Abendseite prangt dann Alles voller Blüthen. Die meisten Blumen öffnen sich bei Tag und zwar zu bestimm- ten Stunden- manche aber erst des Nachts, da die meisten sich schließen. Die meisten öffnen sich des Morgens früh, sobald die Sonne erscheint. Es gibt aber auch, die sich erst öffnen, wenn die Sonne schon eine oder mehrere Stunden geschienen hat. Und da dies ziemlich regelmäßig ge- schieht, hat man darauf die sogenannte Blumennhr oder Pflanzenuhr ge- gründet, bei der man, wann die Blumen gewisser Pflanzen sich öffnen, sehen kann, welche Stunde des Tages es ist. So öffnen sich Morgens drei bis fünf Uhr der Bocksbart oder die wilde Haberwurzel mit gelben Blüthen auf unseren Wiesen; vier bis fünf Uhr die Cichorie oder ge- meine Wegwarte mit blauen Blumen, die rothe Taglilie und das kleine Habichtskraut; fünf bis sechs Uhr die Zaunwinde mit weißen und rothgesäumten Blumen, die Butterblume und der Löwenzahn mit gelben Blumen; sechs bis acht Uhr die Schweindistel (Gänsedistel) mit gelben Blumen auf den Aeckern, der Lattich, die weiße Seerose und der Herbstlöwenzahn; acht bis neun Uhr der Gauchheil mit den niedlichen blauen oder schön rothen Blüthen auf unsern Feldern; neun bis zehn Uhr die gelbe Ringelblume; zehn bis elf Uhr die gelbe Tag- lilie, der Portulak und die weißblühende Vogelmilch; elf bis zwölf Uhr die Tigerlilie mit den prachtvollen rothen und gefleckten Blumen; Abends fünf Uhr die Gartenjalappe oder Wunderblume mit roth- gelben, weißen oder bunten Blüthen; sechs bis neun Uhr die groß- blumige (gelbe) Fackeldistel und der traurige Kranichschnabel (Pelar- gouium) mit blaßgelben und dunkelroth gefleckten Blumen, die gelb- blühende Nachtkerze, das Leimkraut und die Nacht-Zaserblnme mit außen rothen oder gelben und innen weißen Blüthen, und zehn Uhr erst die purpurrothe Winde. Eine solche Blumenuhr könnte fast Jedermann leicht sich selbst ma- chen, sofern diese Pflanzen insgesamt entweder im Freien bei uns wachsen, oder leicht zu haben und in Töpfen zu pflanzen sind. Doch versteht es sich von selbst, daß sie nur eine Ergötzlichkeit ist, und daß man sich auf eine gute Wand- oder Taschenuhr immer besser verlassen kann, als auf die Blumenuhr^ 20. Ueber die Verbreitung der Distanzen. 1 Man kann sich nicht genug über die Menge und Mannigfaltigkeit der Pflanzen verwundern, mit welchen der liebe (Sott alle Jahre die Erde bekleidet. In C .

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 50

1860 - Stuttgart : Hallberger
50 uns nur in Zimmern betrieben werden und erfordert während der Häutung der Raupen viele Mühe und Sorgfalt. Wer sich aber diese nicht verdrießen laßt und fleißig Maulbeerbäume oder auch nur Maul- beerhecken Pflanzt, um reichlich Futter für die Raupen zu haben, dem wird seine Mühe auch reichlich durch den Ertrag von Seide belohnt, die überall Käufer findet, und die bis jetzt für große Summen Gel- des größtentheils vom Auslande bezogen worden ist. 24. Der Maikäser. ^Die Obstbäume haben wir eigentlich nur für uns gepflanzt. Die Maikäfer thun aber, als waren sie ihretwegen da; denn in man- chen Jahren finden sie sich so häufig auf ihnen ein, daß die Zweige sich von der Last beugen. Dann geht es den Bäumen schlecht; was an weichem Laube sich vorfindet, wird unbarmherzig abgefressen. Noch ehe acht Ta-ge vergangen sind, stehen ausgedehnte Obstanlagen ent- laubt da und haben ein winterliches Ansehen; denn die Bäume ver- lieren ja mit den Blättern diejenigen Werkzeuge, die ihnen zum Leben so nothwendig sind, als den Menschen die Lungen, und müssen alle ihre Säfte zur Hervorbringung neuer Blätter verwenden. % Haben sich die Maikäfer acht bis vierzehn Tage dem Vergnügen, umherzuschwärmen und Laub zu fressen, hingegeben, so graben sich die Weibchen, die man leicht an den kleinen Fühlhörnern erkennt, einige Zoll tief in die Erde und legen dort an zwei bis drei verschiedenen Orten zwölf bis dreißig Eier. Bald darauf sterben sie. Nach vier bis sechs Wochen entstehen aus den Eiern kleine wurmartige Thier- chen, Larven oder Engerlinge genannt, die sechs Beine und kräftige J Kinnbacken haben. /.Ihre Nahrung besteht meistens in zarten Wurzeln. Wie die Alten, so sind auch sie äußerst gefräßig; und um sichs bei ihren ^ Mahlzeiten recht bequem zu machen, legen sie sich auf den Rücken, fangen anu Wurzelspitzchen an zu fressen und fahren damit so weit fort, als es ihnen schmeckt, und sie ohne große Unbequemlichkeit mit * dem Kopfe hinaufreichen können. Im Herbst gehen sie tiefer in die Erde, machen sich eine recht glatte Höhle und schlummern darin, bis die Frühlingssonne den Boden wieder erwärmt und die Pflanzen zum Wachsthum antreibt. ^Mittlerweile ist ihnen ihr Kleid zu enge geworden, und sie sollten ein neues, weiteres haben; dafür ist auch ohne ihr Zuthun zum vor- aus gesorgt von dem, der auch die Lilien des Feldes kleidet; das alte

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 128

1860 - Stuttgart : Hallberger
128 tigsten Dinge gelten, als daß man sich die Mühe gibt, über die vernünftigen Ursachen dessen nachzudenken oder zu fragen, was man nicht begreifen kann. Aber mit dem Steinregen verhält es sich anders, das ist keine Einbildung; denn man hat darüber viele alte und glaubwürdige Nachrichten und neue Beweise, daß bald einzelne schwere Steine, bald viele mit einander von ungleicher Größe mir nichts dir nichts aus der Luft herabgefallen sind. Die älteste Nachricht, welche man von solchen Ereignissen hat, reicht bis in das Jahr 462 vor Christi Geburt. Da fiel in Thracien oder in der jetzigen türkischen Provinz Numili ein großer Stein aus den Lüsten herab, und seit jener Zeit bis jetzt, also in mehr als 2300 Jahren, hat es, so viel man weiß, mehr als vierzigmal Steine geregnet; z. B. im Jahr 1492 am 4. November siel bei Ensisheim in Frankreich ein Stein, der 260 Pfund schwer war; im Jahr 1672 bet Verona in Italien zwei Steine von 200 und 300 Pfund. Nun kann man sich denken, von alten Zeiten sei gut etwas erzählen; wen kann man fragen, obs wahr sei? Aber auch ganz neue Erfahrungen geben diesen alten Nachrichten Glauben. Denn im Jahr 1789, und am 24. Juli 1790 fielen in Frankreich, und am 16. Juni 1794 in Italien viele Steine vom Himmel, das heißt, hoch aus der Lust herab; und den 26. April 1803 kam bei dem Orte l'aigle (Läg'l) in Frankreich ein Steinregen von 2000 — 3000 Steinen auf einmal mit großem Getöse aus der Luft. Sonntags den 22. Mai 1808 sind in Mähren Steine vom Himmel gefallen. Der Kaiser von Oesterreich ließ durch einen sachkundigen Mann Untersuchung darüber anstellen. Dies ist der Elfund: Es war ein heiterer Morgen, bis um halb sechs Uhr ein Nebel in die Luft einrückte. Die Filialleute von Stannern waren auf dem Weg in die Kirche und dachten an Nichts. Plötzlich hörten sie drei so starke Knälle, daß die Erde unter ihren Füßen zitterte; und der Nebel wurde auf einmal so dicht, daß man nur zwölf Schritte zu sehen vermochte. Mehrere schwächere Schläge folgten nach und lauteten wie anhaltendes Flintenfeuer in der Ferne, oder wie das Wirbeln großer Trommeln. Das Nöllen und das Pfeifen, das zwischen drein in der Luft gehört wurde, brachte daher einige Leute auf den Gedanken, jetzt käme die Garnison von Telisch mit tür- kischer Musik; an das Kanoniren dachten sie nichr. Aber während sie vor Ver- wunderung und Schrecken einander ansahen, fing in einem Umkreis von ungefähr drei Stunden ein Regen an, gegen welchen kein Mantel oder Mantelsack über die Achseln schützt. Eine Menge von Steinen, von der Größe einer welschen Nuß bis zu der Größe eines Kinderkopfes, und von der Schwere eines halben Lothes bis zu ;echs Pfund, fielen unter beständigem Nöllen und Pfeifen aus der Luft; einige senkrecht, andere wie in einem Schwünge. Viele Leute sahen zu, und die Steine, welche so- gleich nach dem Fallen aufgehoben wurden, waren warm. Die ersten schlugen nach ihrer Schwere tief in die Erde, einer wurde sogar zwei Fuß tief herausgegraben; die späteren ließen es beim nächsten bewenden und sielen nur auf die Erde. Ihrer Beschaffenheit nach waren sie inwendig saudartig und grau, und von außen mit einer schwarzen, glänzenden Ninde überzogen. Die Zahl derselben kann Niemand angeben. Viele mögen in das Fruchtfeld gefallen sein und noch in der Erde ver» borgen liegen. Diejenigen, welche gesunden und gesammelt wurden, betragen au ■ Gewicht zwei und einen halben Ccutuer. Alles dauerte sechs bis acht Minuten, und nach Iv. Steinregen.

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 144

1860 - Stuttgart : Hallberger
144 len, Garben und Feuerkugeln. Die Nacht wurde in hellen Tag ver- wandelt, ich konnte einen Brief lesen, so gut als am Mittag. Un- vermerkt erlosch aber dieses himmlische Feuer wieder, jedoch blieb die Nacht hell bis gegen Morgen. Dieses prachtvolle Schauspiel ertheilt selbst den Sternen einen Theil seiner Schönheit. Sie funkeln durch die wallenden Strahlen desselben mit größerem Glanz; oft scheint der ganze Himmel in Funken zu stehen. Nichts Prächtigeres kaun man sich denken, als jene farbigen Lichtströme, welche sich mit unglaub- licher Schnelligkeit über den ganzen Himmel ausbreiten und ihn .gleich- sam mit einer Decke von Edelsteinen zieren. Der ganze Himmel hat das Aussehen einer glänzenden Kuppel, die von verschieden gefärb- ten Lichtsäulen getragen wird. smer man sieht dieses herrliche Schau- spiel auch nicht ohne einigen Schrecken; denn es findet dabei manch- mal ein deutliches Zischen, ein gelindes Sausen, mitunter auch ein Platzen und Rollen statt, daß man meint, man höre das wiederholte Knallen eines Feuerwerks. Die Jäger, welche am Eismeer die blauen und weißen Füchse jagen, werden natürlich von den Polarlichtern oft überfallen; alsdann fürchten sich ihre Hunde so sehr, daß sie sich auf chie Erde niederlegen und nicht mehr von der Stelle zu gehen wagen, ibis dieses Getöse aus ijtt^ Die Polarlichter sind nun für den Winter der Polar- oder Eis- länder eine große Wohlthat. In diesen geht die Sonne etwa 4 Wo- chen lang nicht auf, in dieser ganzen Zeit bliebe es also Nacht, eine bange, ungemuthsame Nacht, wenn nicht Gott die freundlichen Polar- lichter leuchten ließe. Es nützt einen da nichts, daß dafür im Som- mer die Sonne auch wieder etwa 4 Wochen lang gar nicht untergeht, sondern nur wie im Ring am Gesichtskreis herumläuft. Freilich ist die Sonne der Mitternacht auch wieder ein merkwürdiges Schauspiel für den Fremden. Sie gleicht indessen nur dem Mond, man kann sie mit bloßen Augen betrachten ohne Schaden, sie hat ihren sonstigen blendenden Glanz nicht. Ein so langer Tag erzeugt dann zwar allerdings wieder eine so starke Hitze, daß der Theer an den Schiffen flüssig wird, aber doch nur erst im Juli und August der ge- frorene Boden aufthaut, und daß dann, was in solchen Gegenden noch fortkommt, viel schneller als bei uns hervorkeimt, wächst und reif wird, alles in 2 —2v2 Monaten. Dabei fehlt aber der Früh- ling, der Sommer bricht auf einmal aus dem Winter hervor, auch kommt kein Herbst, auf einmal macht der Sommer dem Winter wie- der Platz, und dieser fragt nichts nach dem Sprichwort; strenge

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 166

1860 - Stuttgart : Hallberger
166 Der See ist äußerst fischreich, besonders reich an schmackhaften Seefo- rellen, und noch reicher an der kleinen Maräne (weißer Gangfisch) und der großen (Sandselchen). Diese „Gangfische", wie man sie nennt, werden vorzüglich bet Constanz, Ermatingen und Gottlieben gefangen und eingemacht oder geräuchert wie die Häringe in den Handel gebracht. Doch hat der Ertrag in der neueren Zeit bedeutend abgenommen, was von den Fischern zum Theil den Schwellungen der Rheinmühle in Constanz, zum Theil der Vernachläffi- gung der Fischordnung, aber auch der Dampfschifffahrt Schuld gegeben wird, die den Fischen keineswegs angenehm sein soll. Man trifft aber noch häufig genug in der Tiefe des durchsichtigen, herrlich grünen Wassers die Felchen haufenweise an, und sie tummeln sich und springen gern im Sonnenschein über die Oberfläche empor. Der Blauselchen ist im Vergleich mit andern Seen besonders im oberen Bodensee häufig, so daß er lange als eine demsel- den ganz eigenthümliche Art angesehen wurde. Frisch geröstet darf er zu den wohlschmeckendsten Speisen gerechnet werden und wird oft sogar der Forelle vorgezogen. Er überwintert in den Tiefen des Sees und zeigt sich im Früh- jahre, wenn ihn — nach dem Ausdrucke der Fischer — „das Wasser hebt", zuerst an den östlichen Buchten, wandert dann dem schwäbischen Ufer entlang gegen Ueberlingen und Constanz, um im Herbst längs den schweizerischen Gestaden in der Höhe von Arbon zu laichen und endlich in seinen Winter- standort zurückzukehren. So macht er eine völlige Rundreise durch seine ganze Wafferwelt. Wie würde sich die Schifffahrt auf dem Bodensee beleben, wenn Oester- reich im Bunde mit Deutschland sein Industrie- und Handelsleben zur Blüthe brächte, und Constanz, Lindau und Bregenz Handelsstädte würden in weite- rem Sinne, als sie es jetzt sind! An trefflichen Häfen fehlt es nicht. Am" meisten Mühe hat übrigens Friedrichshafen wegen der Untiefe am Strande; es muß fleißig gebaggert werden, und die eine Halste des Jahres ist der innere Hafen für Dampfschiffe nicht einmal zugänglich, Denn das Wasser des Bodensees fällt im Spätherbst und Winter fast zehn Fuß tief — das gehört zum Meerartigen des Bodensees, daß er zwar keine tägliche, wohl aber eine jährliche Fluth und Ebbe hat. Wenn nemlich die Gletscher und Schneefelder aufhören, von der Sonne sich aufthauen und öffnen zu laffen, vom August bis über den Winter hinaus, so fällt der See regelmäßig neun bis zehn Fuß, indem die während dieser Zeit ankommenden Zuflüsse nicht so stark find, um zu ersetzen, was durch die Verdunstung und durch die Brücke bei Constanz tagtäglich abgeht. Bekannt ist die Sage, die schon bei dem römischen Schrift- steller Ammianus Marcellinus vorkommt, der Hauptnährvater des Bodensees, der Rhein, lasse es sich nicht nehmen, seinen eigenen Weg mitten durch das Ze-

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 240

1860 - Stuttgart : Hallberger
240 rv sie die Nacht hindurch ihr Licht verbirgt, und auf welchem geheimen Fußpfad sie die Berge ihres Aufgangs wieder findet. Oder wenn der Mond einmal bleich und mager, ein andermal rund und voll durch die Nacht spaziert, er weiß wieder nicht, wo das herrührt, und wenn er in den Himmel voll Sternen hinaufschaut, einer blinkt schöner und freudiger als der andere, jo meint er, sie seien alle wegen seiner da, und weiß doch nicht recht, was sie wollen. Guter Freund, das ist nicht löblich, daß man jo Etwas alle Tage sieht, und fragt nie, was es bedeutet. Der Himmel ist ein großes Buch über die göttliche Allmacht und Güte, und stcheu viele bewährte Mittel darin gegen den Aberglauben und gegen die Sünde, und die Sterne sind die goldenen Buchstaben in dem Buch. Aber es ist arabisch, man kann es nicht verstehen, wenn man keinen Dolmetscher hat. Wer aber einmal in diesem Buch lesen kann, in diesem Psalter, und liest darin, dem wird hernach die Zeit nimmer lang, wenn er schon bei Nacht allein auf der Straße ist, und wenn ihn die Finsterniß verführen will, etwas Böses zu thun, er kann nimmer. Nach dem Augenschein und nach dem allgemeinen Glauben wäre die Erde mit allen ihren Bergen und Thälern eine große, runde Fläche, gleich einer ungeheuren, großen Scheibe. Am Rande derselben weiter hinaus kommt Nichts mehr, dort ist gleichsam der Himmel an sie angefügt, der wie eine große, hohle Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt. Dort geht am Tag die Sonne auf und unter, bald früher, bald später, bald links an einem gewissen, bekannten Berg oder Haus, bald rechts und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter, und bei Nacht der Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich hoch über unsern Häuptern zu stehen. Das wäre nun alles gnt, wenns Niemand besser wüßte; aber die Sternseher Wissens besser. Denn erstlich, wenn einer daheim weggeht und will reisen bis ans Ende der Erde, an den Rand, wo man einen aufgehenden Stern mit der Hand weghaschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April vom Haus aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann reisen, wenn er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Rußland, nach Asien hinein, durch die Muhammedaner und Heiden, vom Land aufs Wasser, und vom Wasser wieder aufs Land, und immer weiter. Aber endlich, wenn er ein Pfeiflein Tabak einfüllt, und will daran denken, wie lang er schon von den Seinigen weg ist, und wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder zurück, auf einmal wirds ihm heimlich in seinem Ge- müth, es wird nach und nach Alles, wie es daheim war, er hört seine Landessprache wieder sprechen; zuletzt erblickt er von weitem einen Kirchthurm, den er auch schon gesehen hat, und wenn er auf ihn hingeht, kommt er in ein wohlbekanntes Dorf, und hat nur noch zwei Stunden oder drei, so ist er wieder daheim, und hat das Ende der Erde noch nie gesehen. Nemlich er reist um die Erde, wie man einen Strich mit Kreide um eine Kugel herumzieht, und kommt zuletzt wieder auf den al- ten Fleck/ von dem er ausging. Es find schon viele solcher Reisen um die Erde nach verschiedenen Richtungen gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, je nach dem, ist Alles geschehen. Ist nicht der englische Seekapitän Cook in einem Leben zweimal um die ganze Erde herumgereist und von der andern Seite wieder heim- gekommen, aber das dritte Mal haben ihn die Wilden auf Mer Jujel Owai todtge- schlagen und gefressen. (1779.) Die Erde und die Sonne.
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